Tag der Arbeit: Worum geht es eigentlich?

4.05.2021
Botond Kalotay
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Wie jedes Jahr feiern wir am 1. Mai den Tag der Arbeit. Leider fällt der Feiertag dieses Jahr auf einen Samstag. Somit beschert der Tag der Arbeit nur den wenigsten den wohl verdienten freien Tag. Wie kommt es aber eigentlich, dass der 1. Mai überhaupt ein Feiertag geworden ist, und wieso wird er nicht in der ganzen Schweiz gleich gefeiert?

Der internationale Tag der Arbeit dient weltweit in vielen Ländern als der Feiertag der Arbeiterklasse. In vielen Ländern wird dieser am 1. Mai gefeiert. Der Ursprung für diesen Feiertag war das Streben nach gerechteren Arbeitsbedingungen, insbesondere das Streben nach einem Achtstundetag.

Australische Vorreiter

Obwohl der Tag der Arbeit gerne auf die sogenannten «Haymarket Riots» Ende des 19. Jahrhunderts zurückgeführt werden, fanden in Sidney und Melbourne bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten erfolgreichen Massendemonstrationen statt, um für den Achtstundentag zu kämpfen.
In Anlehnung an die Proteste in Australien starteten am 1. Mai 1886 in den Vereinigten Staaten von Amerika landesweit ebenfalls Demonstrationen.

Vom Kampftag zum Feiertag

Der 1. Mai wurde gewählt, da damals zum 1.Mai alte Arbeitsverträge ausliefen und neue geschlossen wurden. Mehrere Gewerkschaften demonstrierten damals, um den Arbeitstag von zwölf Stunden auf neu acht Stunden zu reduzieren. Die grösste dieser Demonstrationen, die sogenannten «Haymarket Riots», fanden in Chicago statt. Dort war die Lage über mehrere Tage extrem angespannt. Die Situation eskalierte schliesslich, als am 4. Mai eine Bombe in der Menge gezündet wurde. Daraufhin eröffnete die Polizei das Feuer auf die Protestierenden. Nach den Demonstrationen wurden die Organisatoren des Streiks beschuldigt, die Bombe gezündet zu haben und wurden deshalb ohne wirkliche Beweise zum Tode verurteilt. Dies sorgte für einen internationalen Aufschrei innerhalb der Arbeiterklasse.

Zwischen dem 14. und 21. Juli 1889 wurde der 1. Mai schliesslich vom internationalen Arbeiterkongress zum Gedenktag an die Opfer des «Haymarket Riots» erklärt. In den Folgejahren fanden vermehrt in verschiedenen Ländern Kundgebungen am 1. Mai statt. In der Schweiz wurde der Tag der Arbeit ab Mitte der 1890er Jahre zu einem unbezahlten Freitag um an Demonstrationen teilzunehmen.

Tag der Arbeit in der Schweiz

Heute ist der Tag der Arbeit in der Schweiz nur ein kantonaler Feiertag. Das heisst, der Tag wird nicht im ganzen Land auf die gleiche Weise gefeiert, sondern jeder Kanton entscheidet selber, ob der 1. Mai ein Feiertag ist. Nur in acht Kantonen gilt er als ganzer Feiertag. Im Kanton Solothurn und Aargau muss nur ein halber Tag gearbeitet werden. In den restlichen Kantonen wird der Erste Mai gar nicht gefeiert.

Die Unterschiede können verschiedene Ursachen haben. Eine mögliche Begründung sind die religiösen Unterschiede zwischen den Kantonen. In katholischen Kantonen gibt es tendenziell mehr Feiertage als in den reformierten oder evangelischen Kantonen. Zudem gilt der 1. Mai in einigen katholischen Gemeinden auch als Gedenktag des lokalen Schutzpatrons . Ein anderer möglicher Grund ist, dass in den bereits früh industrialisierten Kantonen die Gewerkschaften einen stärkeren Einfluss hatten und in diesen der 1. Mai somit als Feiertag erkämpft wurde.
Vieles um den 1. Mai ist also etwas schwammig. Sicher ist nur, dass am 1. Mai in diesem Jahr nur die wenigsten arbeiten müssen.

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Gewerkschaften

Organisation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einer bestimmten Berufsgruppe zur Durchsetzung ihrer (sozialen) Interessen.

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Kundgebungen

Öffentliche, politische Versammlung unter freiem Himmel

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Schutzpatrons

Ist nach römisch-katholischem und orthodoxem Verständnis ein Heiliger, der in besonderer Weise um seine Fürsprache für einen bestimmten Ort, eine Region, einen Beruf oder einen Zustand angerufen wird.

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industrialisierten

Kantone in welchen die Herstellung von Produkten Dank dem Einsatz von Maschinen und effizienteren Arbeitsmethoden stark zunahm.

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