Ausblick auf die WM 2022 – Teil 2 Eine klimaneutrale Fussballweltmeisterschaft?

19.05.2022
Fiona Häberli
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Stadien und Hotels wurden in den letzten Jahren im Wüstenstaat Katar aus dem Boden gestampft. Trotz der Durchführung in den Monaten November und Dezember klettern die Temperaturen auf bis zu 30 Grad. Die Stadien sollen auf 22 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Fussballteams und Fussballbegeisterte aus der ganzen Welt werden mit dem Flugzeug nach Katar reisen. Trotzdem soll die Fussball-WM klimaneutral sein. Dies kündigten der Fussballverband Fifa und das Organisationskomitee aus Katar an. Doch wie soll die WM klimaneutral sein? Verdient das Fussballturnier in Katar das Siegel der Klimaneutralität?

Das Wichtigste in Kürze

Wenn es einfach schnell gehen soll, dann findest du in diesem Kasten die Hauptaussagen des Artikels:

  • Die Weltmeisterschaft in Katar soll das erste klimaneutrale internationale Fussballturnier werden.
  • Die Klimastrategie der Fifa wird von Experten und Expertinnen angezweifelt.
  • Die Hin- und Rückreise an die WM der Fussballfans verursache am meisten Emissionen

Klimaneutralität

Heutzutage treten Dürren, Hitzewellen, starke Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche immer häufiger auf. Nicht nur einzelne Regionen, sondern die ganze Welt ist davon betroffen. Es sind die Folgen des Klimawandels. Um zu verhindern, dass sich das Klima weiterhin so rasch verändert, wurden Massnahmen ergriffen. Bis ins Jahr 2050 sollen Länder die sogenannte Klimaneutralität erreichen. Aktivitäten sind klimaneutral, wenn sie keine Emissionen verursachen und das Klima nicht belasten. Es ist auch möglich, Emissionen, die nicht ganz vermieden werden können, mit Massnahmen für den Klimaschutz zu kompensieren .

Es spielt keine Rolle, wo auf der Welt die Emissionen verursacht werden und wo sie in die Luft gelangen. Wichtig ist, dass die Summe der Emissionen weltweit abnimmt.

Die Situation in Katar

In der Nähe der Fussballstadien wurden riesige Generatoren errichtet, welche die Stromversorgung sichern. Die Generatoren werden mit fossilen Brennstoffen betrieben. Sie werden für die zahlreichen Klimaanlagen benötigt, welche die Stadien, Trainingsplätze und Fanzonen auf 22 Grad Celsius herunterkühlen sollen.

Katar will Emissionen kompensieren. Dafür hat der Staat rund eine Million Bäume gepflanzt. Die Bäume können im Wüstengebiet ohne Wasserzufuhr jedoch kaum wachsen. Um das Wasser zu gewinnen, wurden mehr als zehn Meerwasserentsalzungsanlagen errichtet. Die Entsalzungsanlagen werden ebenfalls mit einem hohen Energieaufwand betrieben.

Insgesamt wurden für die WM acht neue Stadien gebaut. Ein Stadion soll nach Ende der Weltmeisterschaft abgebaut und an einer anderen Stelle wieder aufgebaut werden. Die Organisatoren bezeichnen diese Idee in Bezug auf die Umwelt als „bahnbrechend“.

Die Stadien in Katar liegen sehr nahe beieinander und können von den Fussballfans mit einer Metro erreicht werden. Durch die Einreise der Fans mit dem Flugzeug werden laut Berechnungen der Fifa am meisten Emissionen abgegeben. Die Fifa hat versichert, diese Emissionen zu kompensieren. Wie die Kompensation erfolgen soll, wurde bisher noch nicht mitgeteilt.

Martin Müller, Professor für Geografie an der Universität in Lausanne, hat die Klimastrategie der Fifa untersucht. 3.6 Millionen Tonnen CO2 würden für die Fussballweltmeisterschaft ausgestossen. Laut Müller sei dies mehr, als manche Länder im Jahr ausstossen.

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Emissionen

Treiben die globale Erwärmung an. Es handelt sich dabei um Teilchen, Stoffe oder Strahlung, die in die Atmosphäre freigesetzt werden. Es gibt Emissionen aus der Natur, wie beispielsweise Russ aus Vulkanausbrüchen oder CO₂ aus Waldbränden. Es gibt aber auch Emissionen, die von Menschen verursacht werden. Diese entstehen zum Beispiel durch Verkehr, Wärme- und Stromerzeugung oder Methangas aus der Tierhaltung.

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kompensieren

ausgleichen, durch Gegenwirkung aufheben

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fossilen Brennstoffen

aErdöl, Erdgas, Kohle, Ölschiefer haben sich über Millionen von Jahren aus abgestorbenem, organischem Material, also Tieren und Pflanzen, gebildet. Da sich fossile Energien sehr langsam entwickeln, werden sie zu den nichterneuerbaren Energien gezählt.

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CO2

ist die Abkürzung für das Gas Kohlenstoffdioxid. Es besteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Man kann pures CO2 nicht sehen und nicht riechen, denn es ist farb- und geruchlos. Kohlenstoffdioxid ist von Natur aus in der Luft enthalten. Wenn wir das Licht anknipsen, die Heizung aufdrehen, den Kamin anzünden oder mit dem Auto fahren, gelangt zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre. Zu viel CO2 in der Luft ist schlecht für das Klima.

Arbeitsmaterial

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